Liebes Tagebuch!
Heute war es wieder so weit. Der Tag, an den ich mich schon seit genau einem Jahr, 365
Tagen und 8760 Stunden sehnte, war endlich gekommen. Die ganze Nacht drückte ich kein
Auge zu, weil ich schon so auf diesen Tag hin fieberte, auf den Tag an dem wir aufs Lager
fahren. Vollkommen aufgewühlt stand ich heute Morgen vor einem riesigen Berg
vollgestopfter Koffer und spürte genau, wie all die Gefühle, die seitdem ich aufgestanden
war, auf mich einprasseln wollten: Nervosität, Vorfreude, Euphorie, aber auch Wehmut, da
ich jetzt meine Eltern zwei Wochen lang nicht sehen werde.
„Biep, biep!“ Der Busfahrer meldete mit einem lauten Hupen, dass er da war. Keinen
Augenblick später brach großes Chaos aus. Alle stürmten auf ihre Koffer, um schnell in den
Bus zu gelangen und den besten Platz zu ergattern. Jugendliche liefen kreuz und quer herum,
verabschiedeten sich von ihren Eltern und die letzten gemeinsamen Fotos werden noch
geschossen, bevor es dann schließlich losgeht.
10:00 Uhr, endlich fuhren wir los. Vier Stunden saßen wir im heißen Bus, auf dem Weg zum
Turnersee…und glaubt mir, es hat sich wie eine ganze Ewigkeit angefühlt. Als wir schließlich
ankamen, stieg ich langsam aus dem stickigen Bus, in dem sich bereits überall Chips -
Krümmel oder andere Süßigkeiten am Boden und sogar auf den Sesseln selbstständig
gemacht hatten. Die frische und atemberaubende Luft, die der Turnersee uns zur Begrüßung
geschickt hatte, prallte mir entgegen und schon kamen alle Erinnerungen von den letzten
Jahren hoch… Kopfkino: Die verschiedenen Turnzeiten, das gemeinsame Singen, Lotto –
Toto, Lagerquiz, Triathlon, 5- Kampf, schwimmen im Turnersee, stundenlange Nachtwache…
Aber auch auf den Abendsport oder den anstrengenden Orientierungsmarsch ist nicht zu
vergessen. Vor allem an die Lagerfeuer, der letzten Jahre, die immer am letzten Lagertag
stattfinden, erinnere ich mich gerne zurück. Alle Lagerteilnehmer sitzen um das Feuer
herum, manche blicken auf das Lager zurück, indem sie einander die lustigsten Geschehnisse
nochmals erzählen, andere warten darauf, dass ihr Stockerlbrot schön braun gebrannt wird.
Jedes Jahr hoffe ich aufs Neue, das Lager würde niemals enden, und doch werde ich jedes
Mal aufs Neue enttäuscht, denn die zwei Wochen vergehen wie im Flug.
Doch jetzt sitze ich hier, vor dem wunderschönen Turnerseeausblick, schreibe mein
Tagebuch und freue mich schon darauf, was die Vorturner morgen für uns vorbereitet
haben.