Über den ÖTB Wien
Der Österreichische Turnerbund Wien ist der Dachverband von 29 Wiener Turnvereinen. Zu den wichtigsten Aufgaben des Dachverbands zählen:
• Erstellung und Durchführung eines breitgestreuten Jahresprogramms mit zahlreichen Wettkämpfen aus verschiedenen Sportarten sowie gesellschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen
• Unterstützung von Leistungsturnern der Mitgliedsvereine sowie Führung von vereinsübergreifenden Leistungsriegen
• Durchführung von Lehrgängen für die Vorturner- und Amtswalterausbildung sowie die Durchführung von Kinder- und Jugendlagern
• Unterstützung der Mitgliedsvereine in turnfachlichen, organisatorischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen
Der ÖTB Wien ist der Wiener Landesverband des Österreichischen Turnerbunds, an dessen Wettkämpfen, Turnfesten und sonstigen Aktivitäten sich der ÖTB Wien und seine Mitgliedsvereine aktiv beteiligen.
Die sportlichen Aktivitäten im ÖTB Wien sind nicht, wie der Name „Turnverein“ manchmal fälschlich vermuten lässt, auf Gerätturnen beschränkt. Unter dem Oberbegriff Turnen werden in den Vereinen zahlreiche Sportarten betrieben, unter anderem Leichtathletik, Schwimmen, Gymnastik, zahlreiche Ballspiele, Schießen, Skilauf etc.
Das Leitungsorgan des ÖTB Wien, der Turnrat, wird durch die Mitgliedsvereine beim Turntag des ÖTB Wien gewählt. Die Funktionsperiode dauert zwei Jahre, in diesem Gremium sind ausschließlich ehrenamtliche Amtswalter tätig. Die Tagesarbeit wird von der Kanzlei und der Geschäftsführerin des ÖTB Wien abgewickelt.
Ehrenamtliches Engagement ist ein Eckpfeiler der Turnbewegung. Zum einen ist es Ausdruck der idealistischen Grundhaltung der Turnerinnen und Turner, zum anderen ist es Voraussetzung dafür, dass die Mitgliedsbeiträge der Turnvereine so niedrig gehalten werden können, dass sie für praktisch jeden leistbar bleiben. Die Offenheit der Vereine für alle Bevölkerungsschichten ist unverzichtbares Wesensmerkmal des Turnens und die Turnvereine lehnen daher auch die Kommerzialisierung des Sports in jeder Form ab.
Für die Turnvereine ist soziales Engagement daher seit jeher selbstverständlich und es wird auch praktisch gelebt. Ein Beispiel dafür ist die Unterstützung vieler Wiener Turnvereine für den „Verein Bewegungshunger“, der Arbeitslosen und Menschen in schwieriger sozialer Lage sportliche Betätigung ermöglicht. Dem Verein Bewegungshunger wurde für zahlreiche Personen eine kostenfreie Teilnahme an Turnstunden in Wiener Turnvereinen zur Verfügung gestellt und das Angebot wird von hohem Maß in Anspruch genommen.
Die große Tradition gesellschaftlichen Engagements zeigt sich unter anderem auch daran, dass in vielen Orten in Österreich und Deutschland aus den Turnvereinen heraus Hilfsorganisationen wie insbesondere die Feuerwehren entstanden, sehr oft unter dem Namen „Turnerwehr“. Augenfälliges Zeugnis dieser geschichtlichen Wurzel sind an zahlreichen Feuerwehrhäusern die „4 F“, die nicht für „Freiwillige Feuerwehr“ stehen (dafür würden ja auch 2 F reichen), sondern für den Turnerwahlspruch „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“.
Turner oder Turnerin ist man nicht nur einige Jahre lang, in denen man besonders gute sportliche Leistungen erbringt. Turnerin oder Turner kann man ein Leben lang sein. In der Regel reicht das Angebot der Turnvereine vom Eltern/Kind-Turnen bis zur Seniorenriege, in denen auch 80- und 90jährige noch regelmäßig aktiv sind. Auch bei den Wettkämpfen sind Turnerinnen und Turner aller Altersklassen vertreten, die in Sportvereinen übliche Unterscheidung in „Aktive“ einerseits und „Ex-Sportlern“ und Funktionäre andererseits ist in Turnvereinen weitgehend unbekannt.
Die generationenübergreifende Gemeinschaft in den Turnvereinen betrachtet der ÖTB Wien als eine seiner größten Stärken und wichtigsten Aufgaben. Der Turnverein bietet Kindern und Heranwachsenden nicht nur eine solide sportliche Ausbildung, er bildet auch ein wichtiges und sicheres soziales Umfeld, das von gegenseitigem Respekt, Verständnis und Hilfe geprägt ist. Ebenso bleibt der Turnverein für unsere älteren und ganz alten Turngeschwister ein Ort, in dem sie zu Hause sind und dazugehören – auch wenn ihre turnerischen Glanzzeiten schon einige Jahrzehnte zurückliegen mögen.
Breitensport und Leistungssport sind gleichwertige Säulen der Turnbewegung. Eine gute geführte Kleinkinderriege, in der Kinder motorische Grundlagen lernen, sich austoben und einfach einmal eine Stunde mit Mama oder Papa gemeinsam glücklich herumtollen können, hat im Turnverein einen genauso hohen Stellenwert wie der Wettkampfsieg eines Leistungsturners. Wir messen den Erfolg unserer Arbeit und die Qualität des Vereinslebens daher auch nicht an der Zahl errungener Titel oder Siege.
Gut ausgebildete und engagierte Vorturner für Kinder- oder Älterenriegen sind in den Turnvereinen daher mindestens ebenso wichtig wie qualifizierte Übungsleiter im Leistungssport. Daher wird auch der Großteil der finanziellen Mittel und zeitlichen Ressourcen der Vereine dem Breitensportbereich gewidmet.
Besonders talentierten und motivierten Turnerinnen und Turnern bietet der ÖTB in mehreren Sportarten, insbesondere Gerätturnen, Leichtathletik, Rhythmische Gymnastik sowie in den Mannschaftssportarten Faustball und Prellball, im Rahmen von Leistungsriegen des Verbands und in den Vereinen Möglichkeiten, Turnen und Sport auf höchstem Niveau zu betreiben. Doch auch hier ist Leistung nicht der einzige Wert, an dem wir uns orientieren. Insbesondere ist es uns wichtig, dass die leistungssportlichen Ambitionen junger Turnerinnen und Turner nicht zu Lasten ihrer Gesundheit und schulischen Ausbildung gehen.
Der ÖTB Wien lehnt auch im Leistungssport Siegprämien, Bezahlung von Sportlern, Ablösen und finanzielle Anreize jeder Art entschieden ab. Wir betrachten diese als Auswüchse eines kommerzialisierten Sportsystems und mit den Werten und Traditionen des Turnens als unvereinbar. Auch die finanzielle Unterstützung im Rahmen von Werbe-und Sponsoringvereinbarungen ist für den ÖTB Wien nur soweit akzeptabel wie sie mit der Würde der Athleten vereinbar ist – Turnerinnen und Turner sind keine wandelnden Litfaßsäulen und wir benennen unsere Vereine auch nicht nach zahlungskräftigen Firmen.
Leitung
Der ÖTB Wien wird durch eine von Vertretern der Mitgliedsvereine beim Landesturntag für die Dauer von zwei Jahren gewählte Leitung, bestehend aus dem Turnrat und zahlreichen Fachwarten, vertreten und geführt.
Obmann: Werner Schultes

Verantwortlich für die Vertretung des ÖTB Wien in der Öffentlichkeit, gegenüber Behörden und in Dach- und Fachverbänden sowie für die Beziehungen des Landesverbands zu den Mitgliedsvereinen.
Geboren 1966, Mitglied und Obmann des ATV Liesing. Werner ist verheiratet und Vater dreier Kinder, seine turnerischen Schwerpunkte sind Leichtathletik und Faustball. Beruflich ist Werner Eigentümer und Geschäftsführer eines Wäschereibetriebs.
Kontakt:
[email protected]
Turnwart: Thomas Purker

In Zusammenarbeit mit den Fachwarten verantwortlich für die Planung und Durchführung der Wettkämpfe und Meisterschaften des ÖTB Wien, für die Ausbildung und Qualitätssicherung im Bereich der Vorturner und Kampfrichter sowie alle sonstigen turnfachlichen Fragen.
Kontakt:
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Geboren 1960, Mitglied und Turnwart des ÖTB-TV Alsergrund. Thomas ist verheiratet und Vater zweier Mädchen, seine turnersicher Schwerpunkt ist Gerätturnen und Basketball. Zu finden ist er bei fast allen Wettkämpfen. Beruflich ist Thomas in der EDV tätig.
Dietwart: Dietmar Kowarik
Der Dietwart ist für die kulturellen und gesellschaftlichen Aktivitäten verantwortlich. Dazu gehören die Organisation von Feierlichkeiten (Festveranstaltungen, Totengedenken, Veranstaltungen wie Maibaumsetzen oder Sonnwendfeiern) und Brauchtumspflege (Singen, Volkstanzen), Musik (Spielmannszug).
Kontakt:
[email protected]
Geboren 1972, Mitglied und Obmann des ÖTB Turnverein Sechshaus 1866, leitet dort eine Jugend- und eine Erwachsenenturnstunde, Dietmar ist verheiratet, Vater 4er Kinder, seine turnerischen Schwerpunkte sind Gerätturnen, Leichtathletik und Bergsteigen. Beruflich ist Dietmar Eigentümer und Leiter der Apotheke zum Goldenen Reichsapfel
Jugendwart:
Der Jugendwart ist Vertreter der Turnerjugend im ÖTB Wien. Er ist in dieser Funktion in alle Entscheidungen über Wettkampfprogramme, Turnfeste, Vorturnerausbildung etc. eingebunden. Erstverantwortlich ist der Jugendwart für die Organisation von Jugendturnfesten und der Jugend- und Kinderlager des ÖTB Wien
Kontakt:
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Geschäftsführerin: Sieglinde Purker

Die Geschäftsführerin leitet die Kanzlei des ÖTB Wien und ist für alle administrativen Tätigkeiten verantwortlich. Außerdem unterstützt sie die ehrenamtlichen Amtswalter, insbesondere bei der Durchführung von Wettkämpfen.
Kontakt:
[email protected]
Geboren 1960, Mitglied und Turnwartin des ÖTB TV Jahn-Währing Wien 1885. Sieglinde ist verheiratet mit dem derzeitigen ÖTB-Wien-Turnwart und Mutter zweier Töchter. Der turnerische Schwerpunkt ist Gerätturnen.
Die Geschichte des ÖTB Wien
Der ÖTB Wien versteht sich als Teil der Turnbewegung in der Tradition des Turnens nach Friedrich Ludwig Jahn. Seine ältesten Mitgliedsvereine sind mehr als 150 Jahre alt und waren seit ihrer Gründung organisatorisch in die Deutsche Turnerschaft eingebunden.
Das „Jahn‘sche Turnen“ ist seinem Ursprung und seinem Selbstverständnis nach mehr als eine rein sportliche Aktivität und entstand im Umfeld der Befreiungskriege gegen Napoleon. Die Turnbewegung wurde dabei zu einem Motor der demokratischen und nationalen Strömungen im gesamten deutschen Sprach- und Kulturraum. Auf den Turnplätzen entwickelte sich nach den Vorstellungen Jahns eine Gemeinschaft, in der sich Bürger aller Gesellschaftsschichten „auf Augenhöhe“ begegneten.
Die Turnerei traf offensichtlich genau den Nerv der damaligen Zeit. In kürzester Zeit wurde aus den bescheidenen Anfängen auf dem ersten Turnplatz der Welt, der Hasenheide in Berlin, eine Massenbewegung: In ganz Deutschland entstanden Turnplätze, die Urformen der bis heute verwendeten Turngeräte wurden entwickelt und Jahn wurde als „Turnvater“ zur charismatischen Führungsfigur, der nicht nur eine eigene Turnsprache mit zahllosen Fachbegriffen entwickelte, sondern auch Verhaltensregeln für den Turnplatz und den Umgang der Turner miteinander entwickelte und damit das Wesen der Turnbewegung entscheidend prägte.
Der ÖTB Wien versteht sich als Teil der Turnbewegung in der Tradition des Turnens nach Friedrich Ludwig Jahn. Seine ältesten Mitgliedsvereine sind mehr als 150 Jahre alt und waren seit ihrer Gründung organisatorisch in die Deutsche Turnerschaft eingebunden.
Das „Jahn‘sche Turnen“ ist seinem Ursprung und seinem Selbstverständnis nach mehr als eine rein sportliche Aktivität und entstand im Umfeld der Befreiungskriege gegen Napoleon. Die Turnbewegung wurde dabei zu einem Motor der demokratischen und nationalen Strömungen im gesamten deutschen Sprach- und Kulturraum. Auf den Turnplätzen entwickelte sich nach den Vorstellungen Jahns eine Gemeinschaft, in der sich Bürger aller Gesellschaftsschichten „auf Augenhöhe“ begegneten.
Die Turnerei traf offensichtlich genau den Nerv der damaligen Zeit. In kürzester Zeit wurde aus den bescheidenen Anfängen auf dem ersten Turnplatz der Welt, der Hasenheide in Berlin, eine Massenbewegung: In ganz Deutschland entstanden Turnplätze, die Urformen der bis heute verwendeten Turngeräte wurden entwickelt und Jahn wurde als „Turnvater“ zur charismatischen Führungsfigur, der nicht nur eine eigene Turnsprache mit zahllosen Fachbegriffen entwickelte, sondern auch Verhaltensregeln für den Turnplatz und den Umgang der Turner miteinander entwickelte und damit das Wesen der Turnbewegung entscheidend prägte.
Der auf nationale Einheit und den Abbau gesellschaftlicher Schranken zielende Charakter des Turnens brachte dieses aber kaum ein Jahrzehnt nach seiner Entstehung in schwere Konflikte mit den reaktionären Regierungen der deutschen Staaten und führte 1820 zur jahrzehntelangen „Turnsperre“, die erst nach der Revolution von 1848 und in Österreich sogar erst in den 1860-Jahren endete.
Damit begann auch für das Turnen in Wien eine stürmische Aufwärtsentwicklung. 1861 wurde der „Erste Wiener Turnverein“ gegründet, zahlreiche weitere Vereinsgründungen folgten in den Jahren und Jahrzehnten danach. Die Turnerei konnte sich dabei aber dem allgemeinen Zeitgeist nicht entziehen und die ursprünglich einheitliche Turnbewegung zerfiel in den national orientierten „Deutschen Turnerbund 1889“, die katholische „Christlich-Deutsche Turnerschaft“ und die dem sozialistischen und sozialdemokratischen Lager zuzuordnenden Turner der Arbeiterturnvereine. Als Folge einer besonders bedauerlichen Entwicklung, des Ausschlusses jüdischer Turner aus den deutschen Turnvereinen, kam es ab 1887 auch zur Gründung jüdischer Turnvereine.
In der Nachfolge des Deutschen Turnerbunds 1889 kam es nach dem ersten Weltkrieg zur Gründung des „Deutschen Turnerbunds 1919“, der zu Beginn der 1930er-Jahre mehr als 100.000 Mitglieder zählte. Ab den Zwanzigern gewannen in den Turnvereine auch nationalsozialistische Strömungen an Boden und so wurden 1933 zahlreiche Turnvereine aufgelöst und 1934 als Folge des gescheiterten Juliputschs wurde der gesamte Deutsche Turnerbund unter staatliche Verwaltung gestellt.
Nach dem 2. Weltkrieg und den Nachkriegswirren kam es 1952 zur Gründung des „Österreichischen Turnerbunds“ (ÖTB), in dem sich die meisten Turnvereine des ehemaligen Deutschen Turnerbunds 1919 zusammenfanden. Der ÖTB wiederum gliedert sich in sieben Landesverbände bzw. Turngaue; keine ÖTB-Vereine gibt es Im Burgenland, die Vorarlberger Turnvereine haben sich zur Vorarlberger Turnerschaft zusammengeschlossen.
1938 wurden die Wiener Turnvereine förmlich „aufgelöst“, wie alle anderen Vereine, egal welcher Richtung sie angehörten. Das beträchtliche Vermögen aller aufgelösten Vereine wurde dem „Reichsbund für Leibeserziehung“ zugewiesen. Dieser wiederum wurde dann nach dem 2. Weltkrieg aufgelöst, das feste Vermögen (Liegenschaften, Hallen) wurde beschlagnahmt, bewegliches Vermögen und Geld ging in den Nachkriegswirren blitzschnell verloren.
Knapp nach der Gründung des „Österreichischen Turnerbunds“ im Mai 1952 fand am 12. Oktober 1952 der gründende Verbandsturntag des „Allgemeinen Turnerbundes Wien“ statt. Er umfasste die inzwischen gegründeten 15 Wiener Turnvereine, die im Zuge der Verbandsgründung auch den Beitritt zum ÖTB vollzogen.
Die Gründung neuer Turnvereine ging auf Grund der Besatzung langsam vor sich. Ende 1953 gab es aber dennoch bereits wieder 30 Turnvereine in Wien. Aus historischen Gründen gehören auch einige Vereine aus dem Wiener Umland zum ÖTB Wien (Klosterneuburg, Langenzersdorf, früher auch Schwechat)
Zur Unterbringung der Geschäftsstelle konnte 1961 ein Geschäftslokal in der Ferdinandstraße 26 angekauft werden, das 1962 als „Gaukanzlei“ in Betrieb ging. 1963 kam es zur Namensänderung des Turnverbandes Wien auf „Wiener Turngau“. Dieser Name wurde bis zum Gauturntag im Jahre 1998 geführt. Seit damals führt der Landesverband den Namen „Österreichischer Turnerbund Wien“ mit der Kurzbezeichnung „ÖTB Wien“.
Seit der Wiedergründung der Turnvereine kämpften diese um die Rückgabe des Vermögens ihrer Vorgänger. Nach schwierigen Verhandlungen konnte bis 1976 auch die meisten Liegenschaften wieder erlangt werden und so besitzen bis heute einige Wiener Turnvereine eigene Hallen.
Die ersten Gauturnfeste wurden gemeinsam mit dem Turngau Niederösterreich abgehalten. 1974 hielt der Wiener Turngau wieder selbständig das Gauturnfest in Wien ab. Seit 1953 gibt es ein jährliches Bergturnfest, welches zunächst am Roppersberg, später auf der Seewiese und seit 1971 in Wildegg-Sittendorf abgehalten wird. Seit 1975 gibt es das Jugendbergturnfest am Bisamberg, einem Ort der legendären Bergturnfeste in der Zwischenkriegszeit.
Im äußeren Erscheinungsbild der Turnvereine bzw. der Turnerinnen und Turner bleiben die Traditionen der Turnbewegung in zeitgemäßer Form lebendig. Das betrifft die Kleidung bei Wettkämpfen, die Verwendung von Zeichen oder „Logos“ der Turnbewegung, Fahnenfarben und nicht zuletzt bestimmter turnerischer und sportfachlicher Begriffe.
Der traditionelle Wahlspruch der Turner lautet „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“. Frisch, fröhlich und frei bedürfen keiner näheren Erklärung, „fromm“ ist nicht im religiösen Sinn zu verstehen, sondern entsprechend der heute nur mehr dem Duden geläufigen alten Wortbedeutung von rechtschaffen, tüchtig oder mutig / zuversichtlich. Diese 4F der Turnerei finden Sie auf Fahnen, Vereinsabzeichen, Turnhallen etc.; zumeist in Kreuzform. Die früher auch verwendete Kreisform ist wegen ihrer optischen Ähnlichkeit mit einem Sonnenrad heute nur mehr wenig gebräuchlich.
Die ursprünglich einheitliche Kleidung der Turner (und später auch Turnerinnen) auf dem Turnplatz war Ausdruck der Gleichheit und Gemeinschaft aller Turner. Diese Tradition lebt bis heute in einer einheitlichen Turnkleidung weiter, die in aller Regel aber nur bei bestimmten Wettkämpfen von allen Turnern getragen wird. Traditionell ist diese gemeinsame Kleidung von den Farben Blau (Turnerinnen) und Weiß (Turner) geprägt.
Die Farben der Turnbewegung sind seit Ihren Anfängen Schwarz, Rot und Gold. Der Gleichklang mit den deutschen Fahnenfarben ist kein Zufall, vielmehr wurden diese ursprünglich aus Uniformfarben aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon stammende Farbkombination zuerst zu den Farben der Turnbewegung, ehe sie Jahrzehnte später in der Revolution von 1848 als Farben der Freiheitsbewegung aufgegriffen wurden. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die früheren Revolutionsfarben zur Fahne des Deutschen Reichs und nach dem Zweiten Weltkrieg der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Die Farben Schwarz-Rot-Gold finden sich heute in den Turnvereinen vor allem auf den Vereinsfahnen, die zu festlichen Anlässen (Vereinsjubiläen, Turntagen, Umzügen bei Turnfesten, etc.) präsentiert werden.
Eine Besonderheit des Turnens ist die eigene „Turnsprache“, die maßgeblich von Friedrich Ludwig Jahn entwickelt wurde. Zu ihr gehören zahlreiche Begriffe, die Einzug in die allgemeine Sprache gehalten haben wie etwa der Begriff „Turnen“ selbst, aber auch Worte wie Riege oder turnfachliche Begriffe wie Kippe, Felge, Barren, etc. Zu dieser Turnsprache gehört auch der Turnergruß „Gut Heil“, mit dem sich Turnerinnen und Turner bis heute „offiziell“ begrüßen. Vom Turnergruß sind auch zahlreiche Grußformen in anderen Lebensbereichen inspiriert worden, etwa das Waidmannsheil der Jäger, das Petri Heil der Fischer oder auch Berg Heil, Ski Heil und andere.
Die Leitsätze des ÖTB
1. |
Der Österreichische Turnerbund [ÖTB] ist der Verband aller
österreichischen Turnvereine, welche die Satzungen und Leitsätze des ÖTB
anerkennen und auf den zeitlosen Grundlagen des Turnens nach Friedrich Ludwig
Jahn aufbauen. Das Jahnsche Turnen vermittelt dem Menschen in seiner
Körper-Geist-Seele-Einheit Gesundheit, Ausgeglichenheit und Lebensfreude. |
2. |
Der ÖTB pflegt im Sinne der Volksgesundheit eine Vielzahl von
Leibesübungen, vom Breitenturnen bis zur gesundheitlich vertretbaren
Spitzenleistung. Ebenso fördert er musische Neigungen. Im Vordergrund steht die
persönlich beste Leistung. Geld- und Sachpreise für turnerische Leistungen lehnt
der ÖTB in seinem Verband ab. |
3. |
Der ÖTB sieht im freiwilligen Einordnen in die Gemeinschaft und in der
Pflege der Kameradschaft ohne Unterschied von Beruf und Alter einen
wesentlichen Sinn des Turnens. |
4. |
Der ÖTB will seine Mitglieder zu heimat-, volks- und staatsbewussten
Menschen bilden. |
5. |
Der ÖTB bekennt sich zur demokratischen Republik Österreich, zur
rechtsstaatlichen Verfassung und zu den Grund- und Freiheitsrechten der
Menschen. |
6. |
Der ÖTB ist ein demokratisch aufgebauter Verband und entfaltet seine
Tätigkeit frei von Parteipolitik und unabhängig von Glaubensbekenntnissen. |
7. |
Der ÖTB sieht im Bekenntnis zum angestammten
Volkstum die Voraussetzung für die Bewahrung der Vielfalt der Volksgruppen
in Österreich. Er tritt für die Erhaltung, Pflege und Förderung des
deutschen Volkstums und des überlieferten, heimischen Brauchtums ein |
8. |
Der ÖTB erachtet es als seine Pflicht, die Heimat zu verteidigen sowie
Natur und Umwelt zu schützen. |
9. |
Der ÖTB sieht die Familie als lebenswichtige Kern- und Keimzelle für Volk
und Staat. |
10. |
Der ÖTB sieht in der einheitlichen Turnkleidung und in der Anrede
"Turnschwester" und "Turnbruder" äußere Zeichen der Verbundenheit. Der
Turnerwahlspruch lautet seit 1846 "Frisch, fromm, fröhlich, frei" [4
F-Turnerkreuz] und der Turnergruß seit 1817 "Gut Heil". |
Kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten
Spielmannszug
Spielmannszüge sind die Musikkapellen der Turnvereine. Die Instrumentenzusammensetzung ist etwas anders als bei üblichen Blasmusikkapellen, ihre Musik klingt daher auch etwas anders und sie sind ein unverzichtbarer, charakteristischer Bestandteil großer Turnveranstaltungen.
In Wien gibt es einen Spielmannszug beim Turnverein Mariahilf, der auch immer wieder Ausbildungen an verschiedenen Instrumenten (insbesondere Trompete, Querflöte, Schlagwerk) anbietet.
Spielmannszug Mariahilf
Volkstanzen
In mehreren Wiener Turnvereinen werden regelmäßig Volkstanzabende abgehalten. Ein besonders umfangreiches Angebot hat der Volkstanzkreis Schönbrunn, die größte Jugendvolkstanzgruppe in Wien.
Jugendvolkstanzfest: immer am 26. Oktober
Volkstanzkreis Schönbrunn